Kap.1 dao ke dao

Der Begriff des dao wurde wohl ursprünglich für den Lauf der Gestirne verwendet. Anfänglich vielleicht sogar nur für die wechselnden Ansichten unseres Trabanten. Er hat etwas veränderliches und etwas verlässliches. Er zieht seine Bahn, die wohl fest steht wie auch sein Erscheinungsbild des Zunehmens und Abnehmens. Wie die sich mehrenden und wieder mindernden Zeichen des Yi Jing.
Aber zu Laozis Zeiten hatte sich die Bedeutung schon gewandelt, hatte alle Teile der Natur mit eingeschlossen und das menschliche Schicksal, sein Lebensweg, war inzwischen auch zum dao geworden.
Der dao weg ist kein Weg, der unter deinen Füßen entsteht, der wird, indem man ihn geht. Der dao weg ist eine feste Bahn, ein großer, gerader weg, wie in Kap. 53 gesagt wird. Es ist ein Weg wie ein Flusslauf, und auch Methode. Diesem Weg zu folgen, wird de genannt, was zumeist mit Tugend übersetzt wird.
Folgen wir einem Weg, wandeln wir auf ihm, wandelt sich auch der Weg. So meine ich mit dem Wandel im Titel nicht die Wandlung, wie sie im Yi Jing angesprochen wird, welches den Wechsel von einer Situation in eine andere meint, sondern den Wandel des sich beWEGens auf dem Weg, ihm zu folgen als die Anwendung einer Methode, die Tugend der Selbstkultivierung oder der Entwicklung, welche auch das Vollziehen eines Wandels meint. Daher meine Übersetzung Buch vom Weg und Wandel.

dao ke dao heißt die erste Zeile. Zwei Mal dao, aber zwei verschiedene, auch wenn es das gleiche Schriftzeichen ist. Es ist auch das zeigen, darüber reden, sprechen. So der Weg eine Methode ist, eine Art und Weise, wie die Ereignisse sich fügen, so ist es ein weisen, verweisen darauf, was wir versuchen können, aber damit nicht alles sagen. Worauf wir weisen, ist was wir wissen und Wissen ist nicht von Dauer.